70 Jahre nach Deutschlands Schuldenerlass - Aktivist*innen fordern Schuldenerlass für Länder des globalen Südens

27.03.2023 - Heute vor 70 Jahren erliessen die Regierungen Frankreichs, Grossbritanniens und der USA der deutschen Regierung ihre enormen Auslandsschulden. Das nimmt die internationale, von Aktivist*innen aus dem globalen Süden angeführte Kampagne zum Anlass, die Abschaffung der enormen Schulden von Ländern des globalen Südens zu fordern. Deshalb findet heute wie an vielen anderen Orten auf der Welt eine Kundgebung statt.

Am 27. Februar 1953 geschah etwas, das aus heutiger Sicht absurd wirkt: Die Regierungen Frankreichs, Grossbritanniens und der USA erliessen mehr als die Hälfte der deutschen Schulden aus den beiden Weltkriegen - von 19,8 auf 7,3 Milliarden Euro (38,8 auf 14,4 Milliarden DM) -, und strichen jegliche Entschädigung für die Zerstörung der Nachbarländer. Heute ist an solche Schuldenerlasse kaum mehr zu denken. Länder des globalen Südens wie Sri Lanka, Pakistan, Sambia oder Ghana werden unter Bergen von Auslandsschulden begraben.

"Wenn sogar Deutschland, Schulden die aus dem 1. Weltkkrieg, aber auch aus dem 2.- Weltkrieg stammten, einen Schuldenerlass bekam, warum sollte das für Länder des globalen Südens heute nicht möglich sein?", fragt sich Abraham Dali von Debt for Climate.

Wer schuldet hier wem?

Die Länder des globalen Südens, die solch enorme Auslandsschulden haben, sind ausgerechnet diejenigen, die am meisten von den Folgen der Klimakrise getroffen werden und gleichzeitig historisch sehr wenig Treibhausgasemissionen verursacht werden. Pakistan zum Beispiel erlebte 2022 zuerst eine tödliche Hitzewelle mit Temperaturen deutlich über 40 Grad und gleich danach ebenso tödliche Überschwemmungen, deren Folgen bis jetzt nicht vollständig bewältigt werden konnten. Die Schuldenberge hindern betroffene Länder ausserdem daran, in die Anpassung an die Folgen der Klimakrise oder in einen klimagerechten Umbau der Gesellschaft zu investieren. Stattdessen müssen sie beispielsweise neue Projekte zur Förderung von fossilen Energien bewilligen, um ihre Schulden zu decken. Solche Projekte haben oft gravierende Auswirkungen auf die Menschen vor Ort und ihre Lebensgrundlagen und stehen einer klimagerechten Gesellschaft im Weg.

Debt for Climate fordert deshalb die Abschaffung der Auslandsschulden des globalen Südens, damit der IMF und die Weltbank die Länder im Süden nicht mehr dazu zwingen können, weitere Konzessionen für den Abbau von fossilen Rohstoffen in ihrem Land zu vergeben.So könnten Milliarden von fossilen Energien im Boden bleiben und somit ein erster wichtiger globaler Schritt hin zu wirksamem Klimaschutz gemacht werden und gleichzeitig dem auf neokolonialen Mechanismen aufgebauten Schuldenfallensystem ein Ende gesetzt werden.

Abschaffung der Auslandsschulden

Die Gruppe Debt for Climate Schweiz, die zur internationalen, von Aktivistinnen aus dem globalen Süden gestartete und angeführte Bewegung Debt for Climate gehört, hat heute um 16 Uhr in Genf vor der Weltbank und auf dem Platz der Nationen auf die Verantwortung dieser beiden Institutionen aufmerksam gemacht. Des Weiteren heben die Aktivistinnen die Verantwortung der Schweiz in ihrer Rolle im Exekutivrat des Internationalen Währungsfonds (IMF) und ihrer Rolle in Bezug auf die Umweltzzerstörung durch die in den Schweiz ansässigen multinationalen Konzerne und Schweizer Banken im globalen Süden hervor.

"Länder des globalen Nordens beuten seit Jahrhunderten Länder des globalen Südens aus. Die gegenwärtigen Schulden des globalen Südens stützen noch heute koloniale Machtstrukturen, welche sich auch in den Ländenr des globalen Südens wiederspiegelt. Beispielsweiseiesimhoch aktuellen Fall vom Lithium-Abbau in Puno, im Süden von Peru, dem Aufstand der v.a. indigenen Bwevölkerung im ganzen Land und der Gleichgltigkeit des Nordens, welcher auf das Lithium für die eigene Energiewende angewiesen ist. ", meint Alexandra Gavilano von Debt for Climate.

Nächste Aktionen von/mit Debt for Climate:

Um 5. und 6. März besteht ausserdem die Möglichkeit, in Bern Interviews mit Debt-for-Climate-Aktivist*innen aus Argentinien und Südafrika zu führen. Melden Sie sich bei uns per Mail, wenn Sie interessiert sind!

Bilder: https://flickr.com/photos/196678591@N06/

Für Nachfragen:
debtforclimatech@proton.me
Alexandra Gavilano, Mediensprecherin: 078 821 76 13 (DE / EN / SP / FR)
Abraham Dali: 079 515 46 14 (EN / FR / SP / IT)

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